Die leichte Unmöglichkeit des Seins

BAHN UND WIRKLICHKEIT

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08/08/2014

Fahrerlebnis ganz ohne Schalter

Vor ein paar Jahren fanden sich ein paar benzinaffine Menschen zusammen und sorgten dafür, daß auf der Radrennbahn bei mir um die Ecke sich einmal im Jahr die Freunde historischer Fahrzeuge – bevorzugterweise einspuriger Art – für einen Tag auf dem steilkurvigen Oval austoben können. War die Radrennbahn bis zu diesem Tage eher terra incognita für mich, gehört es inzwischen zur Tradition, daß ich mich an einem Samstag (inzwischen meist im Juni) auf meinen treuen alten Zündapproller schwinge und mir die grandios verrückten Kollegen anschaue, die sich tatsächlich mit Mopeds jeder Baugröße und Altersstufen ins Oval begeben, um so zwei bis siebenundvierzig Runden selig umherzuknattern.

Anmerkung: Die Bilder sind aus den Jahren 2008, 2012 und 2014.

Ich selbst traue mir das nicht so recht zu und bleibe doch lieber bei meiner Rolle als professioneller Zuschauer. Wobei man auch am Rande ganz herrliche Benzingespräche führen kann; groß ist die Freude, wenn Menschen spontan auf einen zuschnurren und meinen weißen Blechkameraden mit dem geflügelten Z trotz oder gerade wegen seiner ehrlich erworbenen leichten Patina mit viel Wohlwollen betrachten.

In der Ovalmitte gibt’s auch immer viel zu sehen. Die „Fahrerlager“ der Teilnehmer, wo sich heuer sogar ein originales Opel-Motorrad mit den charakteristischen roten Reifen und Gummiteilen einfand. Aber auch für die Freunde vierrädriger Fortbewegung gibt es genug Interessantes.

Was wirklich toll ist: Das Nebeneinander. Alle Fraktionen im Spaß an der gemeinsamen Sache vereint. Da stehen Harley-Bahnrenner von anno dunnemals neben bunten Velosolexen, die Vespafreunde werfen auch einen wohlwollenden Blick über den Tellerrand auf die Heinkel-Aficionados und umgekehrt. Keine Ahnung, wie die das machen, aber irgendwie strahlt diese Veranstaltung eine heitere Harmonie aus. Die Zuschauer betrachten die Hot-Rods mit demselben Interesse wie das alte Feuerwehrauto. Und wenn die Velos durchs Oval schnurren, hört man kein böses Wort von den Fans großer Zylindervolumen, eher Anfeuerungsrufe.

Selbst der wirklich etwas peinliche Moment, als einer der diesjährigen Sponsoren seinen nagelneuen Plastik-Elektroroller zu ein paar praktisch geräuschlosen Runden auf die Piste schickte, erzeugte nicht mehr als ein Schulterzucken beim Publikum. Schließlich wußte man jetzt mit endgültiger Gewissheit, warum man die knatternden, bollernden und teilweise mit ordentlicher Zweitaktfahne winkenden Gefährte von 50 bis 1200 Kubik so ins Herz geschlossen hat: Weil sie eben nicht clean, lautlos und trocken abwischbar sind, sondern man sich an ihnen noch die Finger verschmutzen und die Ohren zum Klingeln bringen lassen kann.

Der Erfinder des Fahrerlebnisschalters sollte sich das Ganze mal zu Gemüte führen und fortan sein Dasein demütig als Staudengärtner fristen.

Inzwischen hat die Veranstaltung etwas an Professionalität gewonnen, dank eines ortsansässigen und offensichtlich recht rührigen Werbespezialisten, der die gute Gelegenheit zur eigenen Profilierung natürlich nutzte, gab es dieses Jahr sogar statt eines besprühten Bettuches als Veranstaltungshinweis echte, gestaltete Plakate (und das Logo des Gestalters überall wo Platz war...)

Man hat sogar das Wort „Bahnsinn*“ dem Herrn Kosak (hoffentlich) abgekauft (oder zumindest angemietet). Und das trifft schon das Gefühl, wenn man so im Rund steht und eine Gruppe aus Vespas, Horexen, NSUs und Velosolexen mit ganz unterschiedlichen, aber stets ordentlich vernehmbaren Lautäußerungen um einen herumschnurren.

Ich komme nächstes Jahr wieder, versprochen.

* „Bahnsinn“ ist eine eingetragene Marke von Willy Kosak, Nennung an dieser Stelle zum Zwecke der Dokumentation. Sollte etwas gegen die Nennung dieses Begriffes in diesem Text sprechen, bitte ich um Mitteilung (ohne Abmahnung), dann wird das Wort unverzüglich, ohne Anerkennung einer Rechtspflicht aus dem Text entfernt.

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01/08/2014

Die Traumdemontierer

Vor 45 Jahren setzte der erste Mensch einen Fuß auf den Mond. Neil Armstrong machte einen kleinen Schritt und die Menschheit starrte mit offenem Mund in die Julinacht des Jahres 1969 und merkte vor lauter Staunen überhaupt nicht, was für einen großen Sprung sie da machte.

Buzz Aldrin auf dem Mond, fotografiert von Neil Armstrong. NASA Image # : AS11-40-5903

Liebe Abmahner, bitte lesen:
"NASA still images; audio files; video; and computer files used in the rendition of 3-dimensional models, such as texture maps and polygon data in any format, generally are not copyrighted. You may use NASA imagery, video, audio, and data files used for the rendition of 3-dimensional models for educational or informational purposes, including photo collections, textbooks, public exhibits, computer graphical simulations and Internet Web pages. This general permission extends to personal Web pages." Siehe: http://www.nasa.gov/audience/formedia/features/MP_Photo_Guidelines.html#.U9wPwWMoBrM


Aber halt - stimmt das überhaupt? Inzwischen gibt es Leute, die beruflich damit beschäftigt sind, das Unternehmen Apollo anzuzweifeln. Alles nur Show, sagen diese Verschwörungsaufdeckungsprofis, gedreht in einem Filmstudio irgendwo in den Weiten einer amerikanischen Wüstenei, Regie Stanley Kubrick.

Ich glaube, daß die Mondlandungen wirklich stattgefunden haben. Einfach weil sie ein Unternehmen waren, das auf einem irren Traum basierte - vielleicht dem letzten verrückten Traum, den die Menschheit sich erfüllte - und daher so gut in die 60er Jahre passte. Die ultimative technische Überhöhung des Wolkenkuckucksheims. Und weil ich nicht mal den Amerikanern zutraue, eine Unternehmung diesen Ausmaßes zu faken. Immerhin waren alles in allem ungefähr 400000 Menschen direkt oder indirekt an der Sache beteiligt, da hätten sich sicher einige gefunden, die (notfalls für einen entsprechenden Geldbetrag) den Pfeifenbläser gespielt hätten. Auch die Russen hätten wohl kaum ihre endgültige Niederlage beim Rennen um den Mond mit einem Schulterzucken hingenommen, wenn sie in Erfahrung gebracht hätten, daß man sie (und den Rest der Welt) mal so richtig veralbert hätte.

Trotzdem wird der große Traum vom Mondspaziergang mit unglaublicher Akribie auseinander genommen. Da hilft auch kein noch so gutes Gegenargument. Nicht mal Gewalt (siehen unten). (Wer jetzt Parallelen zur deutschen Eisenbahnszene sieht, dem sei gesagt: Das ist nicht nett. Denn bei den einen geht es um Eifersucht, Boshaftigkeit, Selbstüberschätzung und -beweihräucherung und bei den anderen um die Mondlandung…)

Und das ist die bittere Quintessenz: Wenn es darum geht, positive Dinge zu zerkleinern, läuft der Mensch zu absoluter Topform auf. Ja, klar, Krieg ist nicht so toll. Da geht man sogar vielleicht mal demonstrieren dagegen. Paar Jahre später ist das ja auch eine nette Anekdote beim Geschäftsführertreffen in St. Moritz.

Aber dem Beweis, daß die Mondlandung unmöglich wahr sein darf, widmen Leute ihr ganzes verdammtes Leben. Liegt das vielleicht daran, daß man sie weder gefragt noch mitgenommen hat? Zweifeln an sich ist ja nicht verboten und durchaus oft genug angebracht - aber warum nur dieser an Besessenheit grenzende missionarische Eifer? Warum ist es notwendig, den alten Buzz so lange vor allen Leuten als Lügner und Betrüger zu beschimpfen, bis man von dem Weltraum-Senioren eine auf die weise Nase bekommt?

Menschen sind Idioten. Ganz oft.

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