Rain In May: Kurzes, naturfeuchtes Intermezzo in Gmunden
Am dritten Mai 2014 zeigte sich Gmunden am Traunsee, sonst mit einer mehr oder weniger nonchalant bis lässig morbiden Eleganz ausgestattet, von seiner eher abweisenden Seite. Schnürlregen im Salzkammergut, niedrige Wolken und ein frischer Wind aus den Bergen lassen an der Seepromenade nur die Depressionen wachsen. Aber wer sich wirklich runterziehen lassen möchte, der macht sich auf den Weg zum ÖBB-Bahnhof, der auf den Zielschildern der Gmundener Straßenbahn wegen des Seebahnhofs der Vorchdorfer Bahn sogar "Hauptbahnhof" genannt wird. Im Schatten eines riesigen Silos duckt sich ein Gebäude, das irgendwie in den späten Siebzigern hängen geblieben zu sein scheint.Einziger Lichtblick: Der schöne, immer noch mit vollem Chromornat ausgestattete Lohnerwagen (DüWag-Derivat), der gegenüber auf seine nächste Fahrt hinunter zum See wartet. Nach Felix Austria schmeckt die Szenerie nicht, eher auf eine merkwürdig wohlige Art muffig, wie ein Glas Uhudler aus dem Burgenland.
Selbst an besseren Tagen strahlt Gmunden eine süße Melancholie aus, zumindest an stillen, schönen im Herbst. Da lädt, jenseits der Touristensaison, auch einmal eine Bank unter bereits milde gefärbten Bäumen an der Promenade ein zum In-sich-gehen und seufzend den Blick auf das in leichtem Dunst liegende Schloss Orth richten.
Ein paar Jahre zuvor war ich an so einem Tag in Gmunden, die Sonne schien auf den von der Höhe zum Ufer herabsteigenden Wagen 10, der nach diesen Aufnahmen seinen planmäßigen Halt an der Bezirkshauptmannschaft einlegte. Womit das "B.H." auf dem wunderschönen Haltestellenschild hinreichend erklärt sein dürfte - Dessousfreunde kommen da nicht auf ihre Kosten.