Zum Pöstling 2007 und 2013 - ein Vergleichsangebot
Letztes Jahr im Herbst hatte ich endlich die Gelegenheit, wieder einmal die oberösterreichische Landeshauptstadt zu besuchen und ließ es mir nicht nehmen, die grundsanierte Pöstlingbergbahn zu er-fahren. Hier also mein Angebot eines Vergleiches zwischen alt (2007) und neu (2013), dem sicher Materiekenner einen mehr oder minder schweren Gehfehler attestieren werden. Sei's drum.
2007 mußte man seine Schritte noch nach Linz-Urfahr lenken, alternativ die Tram dorthin benützen (ist es sprachlich nicht viel netter, statt das Wort "benutzen" zu benützen, das österreichische "benützen" zu benutzen? Tu felix austria!).
Heute jedenfalls kann man seine Melange im Kaffeehaus Glockenspiel in aller Ruhe ausschlürfen und dann ganz entspannt hinüber zur Stumpfendstelle der neuen Pöstlingbergbahn schlendern. Mit etwas Glück steht dann da einer der durchaus interessant im Retrodesign gestalteten Wagen. Der freundliche Triebfahrzeugführer ist dem Orts- und Automatenunkundigen gerne beim Lösen des Billets behilflich und schon kurz darauf geht es flugs über die Donau und hinein in das Verkehrsgetümmel der Urfahrer Rudolfstraßenkreuzung. Etwas später schnurrt die Bahn am ÖBB-Bahnhof Urfahr vorbei, läßt die Wendeschleife der Tram aber links liegen und quert die Mühlviertelbahn. Der pittoreske alte Talbahnhof der Pöstlingbergbahn ist nun Museum und wird galant umfahren; auf der Höhe der Remise fädelt man sich auf die alte Trasse ein.
2007 standen im Talbahnhof noch die alten Triebwagen zur Bergfahrt bereit, manchmal zusammen mit einem der filigranen Sommertriebwagen. Drei der alten Knaben hat man auf 900mm umgespurt, die Sommerwagen sind seit dem Umbau Geschichte und wurden an andere Betriebe/Museen abgegeben.
Die Strecke hinauf zum Pöstlingberg birgt keine Überraschungen, umgespurt ist sie halt und modernisiert, mühelos erreicht der auch innen mit Retro-Holzsitzen angenehm anzusehende Bergrennbomber (Bombardier Mountainrunner) nach steiler Fahrt die Endhaltestelle in der umgebauten Kasematte.
Nur dem Sachverständigen fällt auf, daß hier jetzt stinknormale Gleise mit Vignolschienen und Standardweichen liegen, in 900mm-Spurweite. Früher hatte es Meterspur mit zangenbremsbedingten Keilkopfschienen und daraus resultierende Schleppweichen. Dem allgemeinen Standard-Pöstlingtouri ist das vollkommen wurscht.
Oben hat sich gottseidank nichts wesentliches getan: Die Aussicht ist je nach Dunstlage mehr oder minder grandios, die Wallfahrtskapelle hat seit 1963 nicht mehr gebrannt und die Grottenbahn kreist unermüdlich durch die Zwergenwelt.
Und wo bleibt das vergleichsweise vergleichende Vergleichsfazit? Die Fahrt auf der steilsten Adhäsionsbahn Europas ist nach wie vor ihre 5,80 Euro wert, aber sie hat viel von ihrem Zauber verloren. Die alten Wagen brummten redlich bemüht und doch mit stoischer, vertrauenserweckender Solidität hinauf zum Pöstling, die neuen sind wie so vieles heutzutage arg glatt und wirken trotz oder gerade wegen ihres Designs, das die Brücke zwischen Nostalgie und Moderne zu schlagen versucht, seltsam keimfrei. Man fährt halt mit einer modernen Tram den Berg hinauf. Kein Geruch mehr nach altem Holz und warmer Elektrik, keine vor die Stirnseite gehängten Fahrräder und Kinderwagen mehr. Als Verkehrsmittel hat die Pöstlingbergbahn gewonnen, als Original hat sie schwer gelitten. Immerhin kann man mit etwas Glück mit einem der drei restaurierten und angepassten Altwagen VIII, X und XI aus der Nachkriegszeit noch etwas vom einstigen Aroma dieser nach wie vor außergewöhnlichen Bergbahn schnuppern.